Mittwoch, 5. September 2012

Psalm der Pusteblume

Ich liebe meinen Garten mit den englischen Rosen, verschiedenen Hortensien,  Buchskugeln und diversen Stauden. Pusteblumen mag ich dort nicht so sehr. Aber in freier Natur begeistert mich die Hartnäckigkeit dieser Pflanze. Daher liebe ich auch diesen Psalm:


Psalm einer Pusteblume

Den Duft der Rosen verbreite ich nicht,
köstliche Früchte reifen nicht an mir,
die Größe der Königskerze ist nicht mein Maß,
die Farbenpracht der Lilie nicht meine Zier,

Dennoch schäme ich mich nicht
und verkrieche mich,
lasse mich nicht entmutigen,
mir meine Lebensfreude nicht schmälern,
den Lebensraum durch keinen Gartenzaun
begrenzen.

Vielmehr wachse und blühe ich überall,
zahlreich und unübersehbar nach meiner Art,
nein, Herr, nach deiner Art, denn du, mein Gott,
hast mich so und nicht anders gewollt.

Ich wachse auf Wiesen und an Straßenrändern,
auf Müllplätzen und in Gärten.
Ich danke dir, Herr, dass ich überall Heimat finde.

Wer blüht, verblüht und muss welken.
Ich sträube mich nicht dagegen,
nehme das Welken an
und lass’ mich zu neuem Leben verwandeln.
Ich danke dir, Herr, für das Alt- und Neuwerden.

Nun strecke ich mich dem Wind entgegen,
wachse Blumen und Gräsern über den Kopf.
Der Wind ist mein rauer, aber herzlicher Freund.
Er bläst mir ins Gesicht
und trägt meine Samenkörner
wie kleine Fallschirme davon.

Ich danke dir, Herr, für meinen Freund, den Wind.
Wer  mich findet, darf mich pflücken,
pusten und lachen,
denn du, Herr, hast mich zum Nutzen der Tiere
und zur Freude der Kinder erschaffen.

Helmut Herberg

Mein schöner Garten ist nun Geschichte. Die Rosen wechseln den Besitzer. Ich lasse los. Ich bin fortgegangen, um reicher wiederzukommen.  Nocheinmal verliere ich viel. Ich sehne mich nach neuem Leben. Seit dem 1. September wohne ich  nun in einem wunderschönen kleinen 20qm großen Appartement mitten in der Altstadt von Speyer. Meine Wohnoase ist so groß wie ein Zimmer meiner Rostocker 4 Zimmerwohnung.

Im August 2005 habe ich mein paradiesisches Landhaus verlassen müssen. Sieben harte Jahre folgten. Jetzt war es meine eigene Entscheidung zu gehen. Ich werde erleben, was der Psalmist schreibt:

"Wohl den Menschen, die Gott für ihre Stärke halten und von Herzen ihm nachfolgen. Als ich durchs dürre Tal zog, wurde es mir zum Quellgrund, und der Frühregen hüllte es in Segen. Ich gehe von einer Kraft zur anderen und schaue den wahren Gott in Zion. nach Psalm 84,3ff (Luther)"

Hier bin ich nun und werde berichten, was ich die nächsten 12 Monate erlebe.


 













2 Kommentare:

  1. Eva, das ist wunderbar! Deine neue LebensArt gefällt mir sehr! Wie mutig, daß Du nochmal völlig von vorne anfängst und mit so viel Gottvertrauen und Siebenmeilenstiefeln los gehst. Deine kleine Wohnung ist wirklich schnuckelig und sieht jetzt schon heimelig aus. Ich freu mich auf Deine Berichte und was Du alles erlebst!

    Ganz liebe Grüße,
    Candida

    PS. Nach sieben Jahren beginnt immer ein neuer Zeitabschnitt ;-)

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    1. Ich danke dir Candida. Ich habe deinen blog gelesen ohne zu wissen, dass er von dir kommt.

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